Tag 14: Schwarzenburg - Fribourg/Freiburg im Üechtland (21,7 km)

Veröffentlicht am 1. April 2023 um 22:07

Am heutigen Samstag haben wir nach mehreren Tagen den Kanton Bern verlassen und sind nun im Kanton Freiburg. Das ist in mehrfacher Hinsicht bemerkenswert. Zum einen ist der Kanton Freiburg einer der wenigen Kantone, der offiziell zweisprachig (deutsch/französisch) ist, wir haben also im Laufe des Tages die Sprachgrenze, den sog. Rösti-Graben überquert. Da weder Katharina noch ich Französisch können, wird das sicherlich spannend. Zum anderen wechseln wir aus dem streng protestantischen Bern wieder in eine katholisch geprägte / konfessionell gemischte Region. Die Anzahl an Kapellen erhöhte sich schlagartig.

Am Morgen wurden wir von unserer Gastgeberin Anne-Marie Rebetez nach einem guten Frühstück ganz herzlich verabschiedet. Anne-Marie gibt jedem Pilger (und somit auch uns :-) ) einen selbstgenähten Wimpel mit, den man an den Rucksack binden kann. Stolz berichtete sie, dass es schon Wimpel von ihr nach Santiago geschafft haben. Selbstverständlich haben wir sie voller Freude direkt an unseren Rucksäcken angebracht:

Wir sind gestartet bei frischen 3 Grad und weiterhin frischem Wind, aber zu Beginn trocken - yeah!

Die Tour heute geht zu weiten Teilen durch das Naturschutzgebiet Gantrisch und dort auf Pilgerwegen, die schon vor Jahrhunderten in beeindruckende Sandsteinformationen hinein angelegt wurden. Zunächst 200 Hm bergab ins Tal der Sense, dann wieder 200 Hm heraus aus dem Tal :-) und danach langsam abwärts in Richtung Fribourg.

Kaum im Kanton Freiburg angekommen, der Regen hatte uns zwischenzeitlich wieder, begrüßte uns am Wegrand schon eine tolle Jakobus-Kapelle - mit eigenem Jakobs-Lied auf die Melodie von Segne Du, Maria:

Den ganzen Tag über konnten wir die erschreckenden Auswirkungen des gestrigen Sturms erkennen. Sei es durch plattgewehte Osterglocken oder umgestürzte, respektable Bäume. Gut, dass wir unbeschadet durchgekommen sind.

Die heutigen Pilgerstempel aus der Jakobus-Kapelle, Tafers

St. Michael, Heitenried

St. Antonius, St. Antoni

St. Moritz, Freiburg

St. Nikolaus, Freiburg

Weiter ging es durch die Sandsteinformationen und entlang von Flussläufen (das Kräuseln auf dem Wasser zeigt weiterhin den straffen Wind) hinunter nach Freiburg - wieder ohne Regen :-)

Freiburg hat mich wirklich fasziniert und das in mehrfacher Hinsicht. Die Lage mit Ober- und Unterstadt und großen Höhenunterschieden und tollen Brückenbauwerken. Die tolle, gut erhaltetene Altstadt mit den verwinkelten Gässchen und den prächtigen Kirchen und wieder die zigmeterhohen Sandsteinformationen am Flußufer. Zuguterletzt die immer wieder auffällige Zweisprachigkeit bei Straßennamen und im Gespräch der Bewohner.

Gegründet wurde Freiburg (CH) übrigens von den Zähringern, einem Adelsgeschlecht, das aus Baden-Württemberg stammt und angelehnt an das badische Freiburg im 12. Jh. ein weiteres Freiburg als Handelszentrum gegründet hat.

In der beeindruckenden Kathedrale St. Nikolaus finden sich Reliquien von

- Nikolaus von Myra (unser Nikolaus)
- Nikolaus von der Flüe (dem Schweizer Nationalheiligen und Patron der KLJB)
- Petrus Canisius (Gegenreformator, der in Freiburg gelehrt hat)

Da Katharina ja auf die Canisiusschule geht, die nach Petrus Canisius benannt ist, ist es natürlich spannend zu sehen, wo er vor rund 450 Jahren gewirkt hat, u.a. als Schul-/Universätsgründer.

Wir übernachten hier in Freiburg wieder mal im Kloster - diesmal bei den Franziskanern. Heute sind wir die einzigen Gäste - dem Gästebuch zu folgen waren unsere "Mitpilger" Johann und Matthias hier.

Drei Etappen haben wir noch vor der Brust, die längste davon am morgigen Palmsonntag. Wir sind zwar gut im Groove, aber wir freuen uns jetzt auch wieder auf zu Hause.

Aufgrund von Rückfragen noch mal ein paar Worte zur allgemeinen, gesundheitlichen  Konstitution :-) . Also bislang haben wir uns noch nicht eine Blase gelaufen - ein Hoch auf unsere LOWA-Wanderschuhe. Insgesamt kann man sagen, dass sich der Körper überraschend gut an die gesteigerte Belastung gewöhnt. Am anstrengendsten war es nach den ersten 3-4 Tagen. Ansonsten war alles bis 25 km gut machbar, danach wurde es hart. Natürlich zwickt es mal hier und da (aktuell in der linken Wade), aber immer in einem Maße, dass ich auf die Selbstheilungskräfte des Körpers vertraue. Und wenn ich abends in normalen Schuhe laufe oder Treppen steige, ist das kein normaler Bewegungsablauf und sieht natürlich lustig aus, aber das wird sich (wenn an meine Hüttentouren denke) rasch wieder geben. Beim Rucksack hatte ich mir nach ein paar Tagen den Rücken wund gescheuert, dass ließ sich aber mit einer aufgeklebten Kompresse gut lindern und ist mittlerweile gut verheilt.

Bei Katharina sind überhaupt keine Zipperlein festzustellen. Ich habe heute schon scherzeshalber gesagt, sie könnte bei der Royal Family anfangen, da sie Queen Elizabeths Motto "Never Complain" wirklich vorbildlich beherzigt - nie ein Klagen oder Jammern, wirklich phänomenal. Wenn Beschwerden über Wetter, Strecke oder Muskelkater kamen, kamen die von mir.

Nun ist es gut für heute. Toll, dass so viele an der Tour Anteil nehmen und wir so viel Feedback bekommen, das erfreut uns natürlich total. Herzliche Grüße & gut's Nächtle

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Kommentare

Christiane Kappelhoff
Vor 2 Jahr

Das Ziel habt ihr im Blick. Das Leben hat euch an wunderbare Orte geführt, ihr kennt den Weg, der euch nach Hause führt. Ich wünsche euch weiterhin Kraft und Frohsinn für eure Pilgerwanderung.

Willem
Vor 2 Jahr

Wieder tolle Fotos und Erlebnisschilderungen. Ihr habt das Ziel schon fast vor den Augen.