Bevor ich mich an den üblichen Tagesreport mache, wollte ich noch etwas zum Thema Pilgerspruch / Pilgermotto loswerden, das ich eigentlich schon an den verangegangenen beiden Tagen vorhatte, zu schreiben, doch jedes mal drüber weggekommen bin.
In den letzten Tagen vor Reiseantritt wurden mir von verschiedensten Seiten Pilgersegen und Pilgersprüche zugetragen. Einer davon hatte es mir direkt angetan und diesen trage ich jetzt auch jedes Mal in die Pilgerbücher ein, die hier in Kirchen / in Pilgerherbergen ausliegen.
Das Motto lautet: "Wohin gehen wir? Immer nach Hause!" von Friedrich Leopold von Hardenberg (Novalis, 1772 – 1801)
Ich war von diesem Spruch direkt angetan, ist er doch sowohl auf das Pilgern, als auch auf das ganze Leben anwendbar. Bezogen auf das Pilgern ist der Weg natürlich ein Weg nach Hause. Ich freue mich jetzt schon wie Bolle darauf, Annette, Johanna, Florian und Elias wieder in meine Arme schließen zu können. Schließlich gehöre ich dahin! :-)
Aber auch das ganze Leben ist aus christlicher Sicht ein Weg nach Hause - zu unserem ewigen Zuhause bei Gott. Schritt für Schritt sollen wir uns diesem Zuhause nähern und uns darauf vorbereiten. Auch dafür ist dieser Spruch und das Pilgern im Tun ein wirklich schönes Bild, das mich sehr beschäftigt dieser Tage.
Eine zweite Vorbemerkung noch: Die Spendenaktion hat die Marke von 1.000 € geknackt. Das finde ich wirklich mega und einfach wunderbar. Bin wirklich gespannt, wie viel noch dazukommt für die ukrainischen Kinder. In deren Namen VIELEN DANK fürs Teilen und Eure Unterstützung. Jetzt aber zum heutigen Tag 3:
Heute morgen ging´s früher aus den Federn. Mit dem steilen Anstieg aufs Hörnli vor Augen wollten wir die anstrengenden Passagen möglichst rasch hinter uns bringen, um nach hinten raus zeitlich nicht in die Enge zu kommen.
Das Wetter war von Beginn an und den ganzen Tag über - man kann es nicht anders sagen - erstklassig. 14 Grad heiter bis sonnig - besser geht es nicht. Dementsprechend froh gestimmt sind wir zügig den Anstieg angegangen, der es wie erwartet in sich hatte.
Wir kamen aber gut voran, sagt dem Kanton Thurgau leise Ade und Danke für die Gute Zeit, streiften kurz den Kanton St. Gallen (siehe Grenzstein) um am Gipfel im Kanton Zürich auszukommen.
Was ich bei Erreichen des Gipfels erlebt habe, ließ mich wirklich sprachlos zurück. Aus dem Nichts tat sich ein Panoramablick über die Alpen der gesamten Ostschweiz auf. Ich hatte ja darauf gehofft, den ein oder anderen Gipfel erkennen zu können, doch dieses phantastische Panorama ließ meinen Mund lang offen stehen, so begeistert war ich.
Ein Blick vom Bregenzerwald in Österreich über den Säntis in Appenzell bis zum Schweizer Hauptkamm - ein wirkliches 180 Grad Panorama solch weit entfernter Gipfel von einem Berg, der selbst nur 1100 m hoch ist - ein wirklich unerwartetes und großes Geschenk. Ein so grandioses Wetter beim Tag dieser Gipfelbesteigung was für ein Glück. Eigentlich geht der Schweizer Jakobsweg nicht über Gipfel, sondern nur über Pässe, um unnötige Steigungen zu vermeiden. Das Hörnli ist eine Ausnahme - und ich weiß jetzt auch warum.
Die Euphorie über dieses Erlebnis hat uns dann durch den Rest des Tages getragen und man merkt sie mir beim Schreiben dieser Zeilen wahrscheinlich weiterhin an. Aber seht selbst:
Den wunderbaren Augenblick komplettiert hat noch, dass wir einen Pilger aus Fulda getroffen haben, der bis nach Compostela und zurück pilgern möchte (noch 5.500 km to go...) und mit dem wir gemeinsame Bekannte aus Fulda (Familien Brähler und Klasmeyer) teilen. Ich war wohl ein bisschen überfordert - das nächste Mal frage ich nach seinem Namen und/oder wir machen zusammen ein Foto. Vielleicht treffen wir uns morgen Abend in Einsiedeln nochmal - we will see.
Ansonsten dürfte uns der regelmäßige Ausblick auf die Schweizer Alpen von nun an treuer Begleiter sein - hurra! :-)
Wo es rauf geht, geht es auch wieder runter und so seht Ihr hier den Blick auf den weiteren Verlauf der Tagesetappe durch Fischental über Steg, Fischenthal nach Wald ZH (= Kanton Zürich).
Bemerkenswert des Weiteren eine spezielle Beschilderung für Schlittenfahrer...
...und mein letzter Beitrag zum Thema Brennholzliebe - hier mit einem beeindruckenden Spalier:
Die meiste Zeit des restlichen Tages folgten wir dann dem Verlauf von Fluss Fischen und Bahnlinie - immer mal wieder mit dem tollen Panorama...
...nutzten den Fluss zur Getränkeversorgung...
...und eine Almwiese für eine wunderschöne Mittagsrast.
Schließlich sind wir am späten Nachmittag bei Familie Flückiger, unserer Unterkunft für die kommende Nacht, eingetroffen. Ein verwunschenes Haus mit einem schnuckligen Zimmer, innovativer WC-Beschriftung und sehr herzlichen Gastgebern.
Morgen geht´s auch wieder Früh raus. Die Etappe ist lang (ca. 27 km), am Vormittag geht´s bergab nach Rapperswil zum Zürichsee, doch danach wartet der Etzelpass mit wieder 400 - 500 Höhenmetern. Aber die Wettervorhersage ist mega, so dass sogar Sonnencreme ein Thema ist, haben uns heute schon die erste Rötung zugezogen - was für Probleme ;-)
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Kommentare
Ein gelungener Tag mit tollen Bildern🙋♀️👏
Wieder ein fantastischer Tag für Euch beide mit atemberaubendem Alpenpanorana. Weiter so.